Wirklich gehört von Kansas hatte ich vor meinem Auslandsjahr nicht. Der Staat mit gerade mal drei Millionen Einwohnern in der Mitte der USA zählt auch nicht gerade zu den interessantesten oder spektakulärsten Staaten wie etwa Florida oder Kalifornien – auch weil der gesamte Staat so ziemlich nur aus Maisfeldern zu bestehen scheint. Das nicht nur wir Deutschen so denken, sondern auch die Amerikaner selbst habe ich auch direkt im New York Camp erfahren müssen, als wir Austauschschüler uns mit einem Einheimischen im Hostel unterhielten und er mich total entgeistert fragte, warum ich denn bitteschön nach Kansas fahren wollte. Auch später wenn ich mich außerhalb des Staates aufhielt und man mich fragte woher ich kam, verpasste man mir immer den Spruch „Oh – I guess you’re not in Kansas anymore“ – ein Zitat aus dem wohl einzigen Exportschlager Kansas: „Der Zauberer von Oz“.
So vorgeprägt kam ich im August 2008 in Kansas an. Als mich meine Gastfamilie vom Flughafen abholte und wir zu ihrem Haus fuhren erkannte ich, wie falsch meine Vorstellungen von Kansas waren. Zwar gab es unendliche, unbesiedelte Weiten, doch gab es drei größere Städte, und in einer von denen – Wichita – sollte ich für ein Jahr leben. Mit knapp 500.000 Einwohnern war Wichita wesentlich größer als meine Heimatstadt Neuss und Maisfelder sah ich auf dem Weg entlang des Highways auch keine – eher im Gegenteil: Sehr viele Wohnviertel und Einkaufszentren. Meine Gastfamilie nahm mich herzlich bei sich zu Hause auf. Ein Amerikanische Familie wie sie im Buche steht: Junge Eltern Mitte 30 mit zwei Kindern, ein Mädchen (10) und ein Junge (4). Gewohnt haben wir am Stadtrand in einem Haus mit großem Garten – gerade mal zehn Minuten mit dem Auto zur Schule. Natürlich musste ich mich erst an das Leben in Amerika gewöhnen. Vieles war ganz anders als in Deutschland: So wurde grundsätzlich nie irgendwo hingegangen, es wurde immer das Auto benutzt. Auch unser Kühlschrank hatte knapp die doppelte Größe von unserem Kühlschrank zuhause. Doch ich hatte eine ganze Woche Zeit mich ein wenig einzugewöhnen bevor die Schule starten sollte und diese Zeit wurde von meiner Gastfamilie ausreichend genutzt mir alles Sehenswerte im Umkreis der Stadt zu zeigen.
Am Orientation-Tag in meiner Highschool lernte ich erst einmal den Schulleiter und einen Student Counseler kennen – eine Art Beratungslehrerin, die den Austauschschülern beim Erstellen ihres Stundenplanes helfen sollte und die immer ein offenes Ohr hatte, wenn wir fragen hatten. Ich konnte neben den Pflichtfächern (English, History) und den Fächern, die ich wegen der Schule in Deutschland gewählt hatte (Maths, Chemistry) auch interessantere Fächer wählen: Photography, Psychology und Orchestra (unterrichtet von meinem Gastvater) standen bei mir noch auf dem Stundenplan. Mit 2.500 Schülern war meine Schule nicht gerade klein und ich hab in der ersten Woche nur selten einen Klassenraum auf Anhieb gefunden – doch auch daran gewöhnte ich mich schnell und gerade als Austauschschüler (also quasi etwas „Besonderes“) knüpft man sehr schnell Kontakt zu Mitschülern, die auch sehr behilflich sind bei Allem, dass irgendwie nicht klappen will.
Viel Schulisches hab ich nicht gelernt habe ich nicht in meinem Jahr in den USA. Dafür aber umso mehr für mein Leben. Nicht zuletzt, dass ich jetzt weiß, dass Kansas kein Bauernstaat ist, sondern voll bevölkert ist mit herzlichen und hilfsbereiten Menschen. Auch habe ich Freundschaften geknüpft, die auch 18 Monate nach meinem Aufenthalt noch fortbestehen und eine zweite Familie gewonnen, zu der ich immer zurückkehren kann, wenn ich in den USA bin. Letztendlich kann ich mein Jahr sehr kurz und knapp zusammenfassen: Einfach nur awesome!