Ich habe das Schuljahr 2010/2011 in einer kleinen Stadt namens Monte Vista in Colorado verbracht. Im Folgenden möchte ich euch etwas über meine Gastfamilie, mein (Schul-)Leben und meine Erfahrungen erzählen. Am 11. August 2010 ging es um 12.10 endlich los. Ich bestieg die Lufthansa Maschine, die mich von Düsseldorf nach New York bringen sollte. Ich war auf der einen Seite traurig, weil ich meine Freunde und Familie heute das letzte Mal für fast 10 Monate sehen würde und total aufgeregt auf der anderen Seite, weil ich mich so auf dieses Jahr freute: Weit weg von meiner Familie, quasi ein Neuanfang.. und das mit meinem „super“ Englisch. Von meinem Gastvater wusste ich bis dato, dass ich 7 Gastgeschwister haben werde (6,8,11,15,17&17,19), dass ich zwei Gastbrüder in meinem Alter haben werde und das die Familie Sport liebt. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, weil ich eine Sportlerin durch und durch bin und mit Coachpotatoes mal so hätte gar nichts mit anfangen können. In New York angekommen besichtigten wir 4 Tage lange weltbekannte Sehenswürdigkeiten wie den Central Park, Times Square, Statue of liberty und das Rockefeller Center, von dem man einen super Blick aufs Empire State Builiding hatte. Und hier in New York ist mir direkt etwas richtig peinliches passiert. Nachdem wir auf dem Rockefeller Center waren wollten wir uns was zu essen holen und eine Freundin und ich zogen los, um uns in einer „Saladbar“ einen Salat zu holen (Prinzip ist ähnlich wie bei Subway). Da stehen wir also und wissen nicht, was Gurke auf Englisch heißt und der Verkäufer lacht sich kaputt (für alle die es auch nicht wissen: Cucumber ist das Wort). Von diesem Schreckenserlebnis erholt ging es am nächsten Tag weiter nach Denver und von da runter mit einer 19-Personen Maschine nach Alamosa, CO. Da wir 4 Austauschschüler mit je 2 Koffern an Bord dieser Maschine hatten, konnten wir leider nur 15 Leute mitnehmen, da wir sonst zu schwer gewesen wären. Im Landeanflug auf Alamosa, nachdem wir über die Rocky Mountains ins wunderschöne San Luis Valley geflogen waren, fielen mir so komische runde Kreise auf die überall in der Landschaft zu finden waren. Es stellte sich heraus, dass diese Dinger Felder, zumeist Kartoffelfelder, waren. Mein Gastvater holte mich mit einem wunderbaren weißen Pick Up ab und es ging los Richtung Gastfamilie. Während der 30 Minuten fahrt lief Country- Musik und mein Gastvater fragte mich Löcher in den Bauch. Endlich angekommen kamen mir auch schon meine zwei jüngsten Gastgeschwister entgegen gerannt und warfen mich fast um. Der Start in mein Amerika Jahr war super gelaufen. In den ersten zwei Wochen zeigte mir mein Gastvater allerhand rund um das Valley. Und irgendwann war dann die erste Volleyball Trainingseinheit an meiner neuen Schule: Sargent High School mit rund 150 Schülern in den Klassen 9-12. Die Sargent Farmers sind bekannt für ihre Fairness gegenüber anderen Schulen. Völlig nervös kam ich in die kleine Gym unserer Schule und wurde direkt von allen liebevoll umarmt und alle haben sich vorgestellt. Auch das lief super. Irgendwann ging ja dann auch die Schule los. Ich wurde ein Junior, also ein 11. Klässler, was mir sehr entgegen kam weil ich da schon viele vom Volleyball her kannte. Ich hatte jeden Tag dieselben Fächer: 1.Pre Calc (Mathe) 2. Spanisch 3. Wood Shop 4. Englisch 5.Chemistry 6. Earth Science 7. American History Anfangs war es noch manchmal schwer dem Unterrichtsgespräch zu folgen, weil man ja immer noch alles erst ins Deutsche übersetzt dann überlegt „okay was kann ich da drauf antworten“ und das dann wieder zurück ins Englische übersetzt. Dieses Hin und Her hielt allerdings nicht gerade sehr lange bei mir an. Nach ca. 1 Monat redete ich schon ohne Punkt und Komma mit meinen Mitschülern bzw. Freunden und nach knapp 1 ½ Monaten träumte ich auf Englisch. Das war nur deswegen möglich weil ich mich einfach getraut habe mit meinen Freunden von der Schule zu reden. Wenn man einen Fehler macht korrigieren dich deine Freunde und Mitschüler immer! Im Oktober war dann Homecoming, der erste große Ball. Ich hatte kein Date aber ich hatte trotzdem riesig viel Spaß an dem Abend. Die gesamte Woche über war die gesamte Schule (inklusive Lehrern) in Partystimmung. Es wurde ein riesiges Bonfire entzündet, die Jahrgangsstufen haben sich im Powder Puff Football der Mädchen und dem Powder Puff Volleyball der Jungen gegeneinander gemessen und man hatte viel Spaß. Beim Football habe ich sogar einen Touchdown gemacht was mit einem riesigen Sandwich auf mir mit ungefähr 25 Leuten riesig gefeiert wurde. Kurz danach dann der Schock. Ich musste meine Gastfamilie wechseln. Warum? Nun, meine älteste Gastschwester hatte im Juni einen kleinen Sohn bekommen und war dann für mich ausgezogen. Allerdings hat das nicht geklappt mit Job und Baby, also musste ich gehen, damit sich die Familie um das Baby kümmern konnte. Ich war sehr traurig, weil meine Familie wirklich super lieb und freundlich war. Ich bin dann zu einer neuen Familie gekommen, genauer zu einer meiner Freundinnen vom Volleyball. Diese Familie war genauso super wie die erste, womit ich wirklich sehr viel Glück hatte! Sie waren zwar Mormonen( Eine spezielle Glaubensrichtung) und daher sehr religiös ( ich bin eher nicht so der Kirchengänger), aber wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Ich hatte 5 Gastgeschwister im Alter von 10, 13, 16, 17 und 19 Jahren. Dieses ist allerdings nicht selbstverständlich, denn als Gastschüler muss man sich auch ein wenig anpassen können, d.h. auch mal im Haushalt anpacken können. Währenddessen spielte ich immer noch Volleyball. Anfangs noch mit einigen Ladenhemmungen, was sich aber im Laufe der ersten 3 Monate doch sehr gut entwickelte und ich zuletzt Starter im Varsity team meiner Schule war (quasi der 1. Mannschaft). Wir schafften es zu Regionals und verloren da leider ganz knapp im 5. Satz und konnten deswegen nicht zu den Colorado Meisterschaften fahren. Dann ging die Basketballsaison los und ich habe wirklich mein bestes gegeben nicht zu hart zu spielen, aber als Handballerin ist Basketball nun einmal der Weicheiersport überhaupt. Nichts desto trotz habe ich auch hier Varsity gespielt. Im November bin ich dann mit meiner Gastfamilie nach Denver für ein Wochenende gefahren und wurde dann mit dem Besuch eines American Football Spiels der Denver Broncos überrascht. Ende November war Thanks-Giving Zeit. Es wurden Pies gebacken und Kartoffeln geschält, der Truthahn gemacht und was weiß ich nicht noch alles. Es war herrlich und die 2 kg die ich in der Woche zugenommen habe waren einfach nur göttlich. Über Weihnachten und Sylvester bin ich dann mit meiner Familie nach Logan, Utah und von da weiter nach Idaho Falls, Idaho gefahren. Wir haben Freunde besucht und wunderbare Tage zusammen verbracht. Sylvester habe ich dann in Idaho Falls mit meinem Gastbruder und seinem Cousin und ein paar Freunden auf der dortigen High School (2500 Schüler) mit viel tanzen und guter Laune verbracht. Der Januar und der Februar waren vergleichsweise ruhig wobei wir (die Lady Farmers) die Jungs bei jedem Spiel so nach vorne gepuscht haben, das sie es schließlich zu den Colorado State Championships geschafft haben, als Regional- und Districtschampions. Wir waren alle sehr stolz und ich bin mit meinem ehemaligen Gastvater, der nebenbei mein Basketballcoach war, nach Pueblo, CO gefahren um seinen Sohn und meinen ehemaligen Gastbruder anzufeuern. Im Februar bin ich dann das erste Snowmobile gefahren! Es war super spaßig und ich habe einige coole Tricks von meinem ältesten Bruder gelernt. Nach der Basketball-Saison war Track and Field Season, also Leichtathletik, angesagt. Da ich in Deutschland eine der schnellsten auf meiner Schule war, dachte ich, ich versuche es mal mit den 200m. Allerdings musste ich sehr bald feststellen, dass ich im Vergleich zu meinen Mitschülern eine absolute Niete im Sprint war, also entschloss ich mich als Hochspringerin und Werferin anzutreten. Während der Saison verletzte ich mich allerdings am Knie und musste so 3 Wettkämpfe lang aussetzten, damit ich für die Districts und Regionals wieder fit war. Ich schaffte es im Diskus zu den Colorado State Championships und wurde 7. Beste Diskuswerferin in Colorado; ohne einen wirklichen Trainer (ich habe mir Trainingsvideos auf YouTube angeguckt), ohne jemals vorher einen Diskus in der Hand gehabt zu haben und mit einem kaputten Knie. Ich war sehr stolz auf mich und auch meine Mitschüler waren beindruckt. Und da neigte sich mein Austauschjahr auch dem Ende zu. Allerdings hatten wir noch den großen Ball; Prom!!! Dieses Mal hatte ich ein Date und es war super spaßig wenn auch zeitweise etwas verkrampft, was allerdings auch mit an meinem Knie gelegen hat. Ende Mai bestieg ich dann wieder die 19-Personen Maschine und flog zurück über Denver, CO und Chicago, IL nach Düsseldorf. Die Zeit die ich in Colorado hatte war wirklich amazing!! Ich habe so viel dazu gelernt was Amerikaner betrifft; Amerikaner sind nicht nur McDonalds und Apple. Amerikaner sind vor allem liebevolle und zuvorkommende Mitmenschen, die super Freunde sind! Ich freue mich jetzt schon im Sommer alle wiedersehen zu können!!!