Einfach mal weg aus Deutschland, für eine längere Zeit, eine neue Kultur kennenlernen, das dachte ich mir vor circa 2 Jahren. Ich träumte schon lange davon einmal für ein Auslandssemester in die USA zu gehen, in einer Gastfamilie zu leben und einen anderen (Schul-) Alltag zu erleben. Nach einem Informationsabend an der Schule über das Thema, war ich vom ‚Auslandsfieber‘ gepackt und mir war schnell klar, dass ich diesen Traum umsetzten würde. Ich überzeugte meine Eltern davon und informierte mich über Austauschorganisationen. Dies gestaltete sich zum Glück noch ganz einfach. Meine Eltern unterstützten mich von Anfang an und gemeinsam suchten und fanden wir mit into eine geeignete Organisation Deren Spruch: ‚Don’t dream it, Do it‘, machte ich mir zum Motto. Das 5- Tägige Orientation Camp in New York an, die Vorbereitungsseminare und viele weitere Dinge sagten mir zu. Als die Organisation gefunden war, ging der Stress erst so richtig los. Ich musste zu einem Bewerbungsgespräch nach Dortmund und anschließend meine Unterlagen ausfüllen. Als das alles erledigt war, war es Herbst und immer noch fast ein ganzes Jahr Zeit bis es denn tatsächlich losgehen würde. Ich fing an mir Gedanken zu machen: Was wäre wenn ich irgendwo hinkomme, wo ich nicht hin möchte? Was wenn ich mit der Familie nicht klar komme oder keine Freunde finde? Die Schule nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe oder das Heimweh einfach zu groß ist? Wenn ich krank werde, oder jemand aus meiner Familie? Wenn ich wieder zurück in Deutschland Probleme in der Schule bekomme oder Freundschaften sich ändern? Oder was wäre wenn ich einfach nicht glücklich werde und es die falsche Entscheidung war? Fragen über Fragen schossen durch meinen Kopf. Ich versuchte mich abzulenken und nicht so viel darüber nach zudenken. In dieser Zeit las ich Bücher über Amerika oder generell über ein Auslandsjahr. Im Internet schaute ich nach Informationen, Videotagebüchern oder Blogs anderer Austauschschüler. Ich habe Stunden damit verbracht mich zu informieren. Es war das reinste Gefühlschaos in mir. Immer wenn ich einen positiven Bericht hörte, stieg meine Vorfreude und ich konnte es kaum erwarten. Hörte ich dann aber von schlechten Erfahrungen kam wieder ein mulmiges Gefühl in mir hoch. Ändern konnte und vor allem wollte ich es aber auf keinen Fall. Und so wartete ich weiter, bis ich im Januar eine E-Mail erhielt. Und zwar von meiner Gastfamilie! So früh hatte ich dann doch noch nicht damit gerechnet. Aber ich war super glücklich und habe sofort gemerkt, dass es passt. Ich erfuhr, dass die Familie einen 2- jährigen Sohn hatte und einen kleinen Hund. Sie wohnten in einem kleinen Ort in Nebraska. Nun stieg die Vorfreude von Tag zu Tag und die Zeit bis zum Abflug verging wie im Flug. Nach einem Vorbereitungsseminar mit vielen Informationen und der Beantragung meines Visums war es auch schon fast so weit. Eine Woche vor Abflug veranstaltete ich noch 2 Abschiedsfeiern, einmal mit meiner Familie und einmal mit meinen Freunden. Es war schön noch mal mit allen zusammen zu sein bevor es für ein halbes Jahr nach Amerika ging. Und dann war es so weit. Der 07. August 2012 war gekommen. Mit einem mulmigen Gefühl verabschiedete ich mich von meiner Familie und stieg mit vielen weiteren Austauschschülern ins Flugzeug Richtung New York. Die Stadt war echt einzigartig und ich sammelte schon in den ersten fünf Tagen jede Menge positive Erfahrungen. Ich war sehr überwältigt von der Größe der Stadt und ich genoss die Zeit sehr. Am 11. August ging es dann wieder einmal ins Flugzeug um über Chicago nach Nebraska zu fliegen. Dort H erwartete mich die Familie, mit der ich das nächste halbe Jahr zusammen leben würde. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen und ich merkte schnell, dass sie wie eine richtige Familie für mich waren. Für alle denen nicht ganz klar ist, wo genau sich Nebraska befindet: Der Staat liegt ziemlich Zentral in der USA, südlich von South Dakota und nördlich von Kansas. Man bezeichnet Nebraska auch gerne als ‚the middle of nowhere‘. Viele Maisfelder und ein echtes country Leben mit Cowboys und allem was dazu gehört, erwartete mich. Auch das Klima war nicht dasselbe, der Sommer war sehr, sehr heiß und trocken und es war so gut wie nie eine Wolke zu sehen. Auch der Herbst war wunderschön, auch wenn es ein wenig kälter wurde, der ständige Sonnenschein war echt traumhaft. Im Winter wurde es dann richtig kalt und wir hatten sogar einen Blizzard, aber nach dem Schneesturm, war auch schon relativ schnell wieder die Sonne zu sehen Ich lebte mich schnell und gut ein. Mein neues Zuhause und mein neues Zimmer war super schön und auch mit der Sprache klappte es von Anfang an sehr gut und im Laufe der Zeit hat sich mein Englisch sehr verbessert und ich fing an auf Englisch zu denken und zu träumen. Sspätestens da wusste ich, dass ich ganz und gar angekommen war. Die ersten 2 Wochen verbrachte ich hauptsächlich mit Organisatorischem. Ich musste zur Schule und meine Fächer wählen. Zum Glück waren noch Sommerferien und ich hatte noch ein wenig Zeit bis es so richtig losging. Was allerdings sofort anfing war das Volleyballtraining. Ich hatte mir fest vorgenommen in eines der Sportteams der Schule zugehen um den ‚schoolspirit‘ zu erleben von dem alle sprachen. Zu Beginn war das Training noch sehr hart aber ich wurde schnell von allen aufgenommen und erste Freundschaften entwickelten sich. Dann begann die Schule. Ich war ganz schön aufgeregt und hatte Angst nicht mit zukommen und vielleicht keine Freunde zu finden. Das war aber nicht der Fall wie es sich schon bald herausstellte. Die Menschen, Schüler wie auch Lehrer, waren alle sehr offen und herzlich. Alle wollten mit mir reden und fanden es auch sehr spannend etwas über mich und mein Leben in Deutschland zu erfahren. Meine Schulfächer waren auch sehr anders als die, die ich in Deutschland hatte. So lief mein Schultag jeden Tag gleich ab: Um 8.15 begann der Unterricht, in der 4. Stunde hatte ich so eine Art Freistunde in der ich Hausaufgaben erledigen konnte, dann ein weiteres Fach, und dann eine halbe Stunde Lunch (das Essen war allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und nicht so mein Fall), in der 6. Stunde ging es wieder weiter. Der Stoff den wir durchnahmen war verhältnismäßig einfach. Ich war in der 11. Klasse, sprich ein Junior und hatte kaum Probleme im Unterricht. Das einzige Fach, das etwas schwieriger war, war American History, aber durchschnittlich waren meine Noten immer sehr gut. Wie schon vorher erwähnt, war ich im Volleyball Team und habe am One- Act Play der Dramaclass teilgenommen. Das waren alles sehr tolle Erfahrungen und ich freute mich, dazu zu gehören. Am Anfang bekam ich sehr viel Aufmerksamkeit von allen, sei es in der Schule oder auch von der Familie. Das legte sich aber mit der Zeit und ich war ein richtiger Teil der Familie geworden und auch in der Schule war es dann ganz normal plötzlich eine Deutsche dabei zu haben. Ich kann nicht sagen, wann genau dieser Moment war, wo ich mich nicht mehr als ‚Deutsche‘ oder ‚Tourist‘ fühlte, aber ich habe mich von Monat zu Monat wohler gefühlt. Es wäre unmöglich alles Erlebte in so einen Text zu bringen, deswegen versuche ich mich nur auf meine Highlights zu beschränken: NYC, Baseballspiel in Omaha, Footballspiel in Lincoln, Zoobesuch in einem der größten Zoos der USA in Omaha, Cheesecake Factory (einfach ein sehr gutes Restaurant), Homecoming, Halloween, Chicago Trip, Thanksgiving, Black Friday Shopping, Sweet 16 in Amerika, Weihnachten, Ice Hockey Spiel in Sioux City und meine Abschiedsfeier. Aber die Dinge die mich am meisten beeindruckt und auch vielleicht verändert haben sind die kleinen Dinge, die, die schwer zu beschreiben sind. Es waren einfach die Menschen mit denen ich zusammen war und die Umgangs- und Lebensweise. So hatte man zum Beispiel nicht das Gefühl sich irgendwie beweisen zu müssen, es störte keinen wenn man sich nicht immer auf gestylt hat oder vielleicht nicht das tollste Handy und das beste Auto hat. Die Menschen die ich kennen gelernt habe, waren weniger oberflächlich und sehr liebenswert. Wenn einer aus der Familie oder der Schule etwas erreicht hatte, sei es auch nur eine Kleinigkeit, haben sich alle mit der Person gefreut und man wurde immer angefeuert und ermutigt. Es gab natürlich auch Momente, die nicht so perfekt waren. Ich hatte zwar nie wirklich Heimweh, aber ich habe meine Familie und Freunde schon vermisst. Durch diese Erfahrungen habe ich Kleinigkeiten zu schätzen gelernt. Wie toll es sein kann, nicht immer auf andere angewiesen zu sein. In meinem Ort gab es keine Busse und ich konnte nicht mal eben in eine größere Stadt zum Shoppen fahren, manchmal war das echt schwierig. Ein anderer Punkt war das Amerikanische Essen, es wird wohl nie zu meinen Leibgerichten gehören. Auch wenn ich durchaus gutes Essen bekommen habe, gegen die deutsche Küche kommt die amerikanische nicht an! Der wahrscheinlich schwierigste und traurigste Moment war für mich der Abschied von meiner Gastfamilie und den Freunden in Amerika. Ich konnte nicht glauben, dass die Zeit schon vorbei war und ich gehen musste. In diesen 5 Monaten habe ich einfach verdammt viel erlebt und gelernt. Ich werde diese Momente nicht vergessen und ein Stück Amerika wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich bin einfach unendlich Dankbar, dass ich die Chance hatte ins Ausland zu gehen und ich würde es sofort wieder machen, wenn ich die Chance dazu hätte. Auch wenn es nicht immer ganz einfach war, es hat sich gelohnt und ich bin sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben.