Endlich! Mein Herz schlug wie wild, das lange Warten hatte schließlich ein Ende! „Juliane, into ist am Telefon!“ rief meine Mutter mir zu. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und rannte zum Telefon. Dort konnte ich meinen Ohren fast nicht trauen: „Wir haben eine Gastfamilie für dich, in Scottsdale, Arizona. In einer Woche geht es los!“ Ich war überglücklich und konnte es kaum noch abwarten! Nach der ersten Aufregung mussten die letzten Dinge organisiert werden, ich hatte ja nicht mehr viel Zeit bis zum Abflug. Aber Arizona – wo war das noch mal? In Erdkunde war ich ja noch nie der Überflieger. Also schnell den Weltatlas aufgeschlagen und nachgeschaut – und gleich kam die erste Ernüchterung: Wo ist das denn? Da gibt‘s ja nichts! Alles nur Wüste! Eigentlich hätte ich ja viel eher nach Neuengland gewollt…Aber na gut, besser hier hin als noch länger warten.
Nachdem mich meine Gastfamilie am Flughafen in Phoenix am 12. August 2004 in Empfang genommen hatte, kam der zweite Schock, als sich die Türen des Flughafens öffneten: Eine Wand aus heißer Luft schlug mir entgegen, als hätte ich gerade die Tür des Backofens geöffnet. Wie können Menschen freiwillig in solch einer Umgebung leben??? In den ersten Wochen machten mir die Temperaturen um die 40° C schwer zu schaffen, aber nach einiger Zeit änderte sich meine Meinung radikal: Ich lernte, dass die Wüste nicht nur ein öder, trostloser Ort ist, sondern sehr vielfältig sein kann. Auf Klettertouren mit meiner Gastschwester lernte ich die sandige und felsige Landschaft mit ihrer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt lieben.
Heute bin ich überglücklich, nach Arizona gekommen zu sein, gerade weil die Umgebung dort so anders ist als zu Hause! Auch mit der Betreuung durch into und meiner Partnerorganisation ISE war ich sehr zufrieden. In jeder Lage bekam ich von allen Seiten Hilfe angeboten. Auch mit meinem Area Rep von ISE hatte ich eine sehr gute Beziehung. Etwa einmal im Monat bot sie für alle Austauschschüler ein Event, wie ein Picknick, eine Feier oder einen Ausflug an. So konnte ich auch immer direkt mit ihr reden, wenn mich etwas beschäftigte. Bei einem unserer Gespräche redeten wir auch über meinen Gebietswunsch und sie erzählt mir, dass ich auch ursprünglich in Neuengland vermittelt werden sollte, sie mich aber extra nach Arizona geholt hatte, weil mein Profil so gut zu meiner Gastfamilie gepasst hat. Ich war überrascht über das, was sie mir da erzählte, aber konnte trotzdem nur lächeln: Ich war in Arizona überglücklich und bin so froh, dass sich mein Wunsch doch nicht erfüllt hat. Ich hätte so viel verpasst: Diesen tolle Staat, die einzigartige Natur und so viele wundervolle Menschen! Manchmal wird am Ende eben doch alles gut, auch wenn man anfangs daran zweifelt.