„Do you have subways in Germany? Do you guys drink Coke over there?”. Die Selbstverständlichkeit mit der diese Fragen von einem Mitschüler gestellt werden überrascht mich mehr als deren Inhalt. Es bleiben die einzigen Fragen dieser Art, auf die ich im Vorhinein zwar vorbereitet war, die mich im ersten Moment aber dennoch irritieren. Auch die „typisch“ deutschen Dinge, mit denen ich ohne Zögern in Verbindung gebracht werde überraschen mich. Sauerkraut, Autobahn, Bier und Polka. Polka! Also, ehrlich. Versuche einer Erklärung, dass Polka so ziemlich der undeutscheste Tanz aller Tänze ist bleiben ungehört. Ich erfreue mich stattdessen an dem kulturellen Interesse dieser Mitschülerin und begebe mich zu meiner ersten Schulstunde. Die Schulklingel ertönt und innerhalb von Sekunden ist der Flur mit den Schließfächern der Schüler wie leergefegt. Ich sehe schleunigst zu, dass ich pünktlich in den Unterrichtsraum komme. „American History“ steht als erste Stunde auf meinem Stundenplan, der für jeden Tag gleich aussieht. Das erleichtert wenigstens ein schnelles Auswendiglernen meines Tagesplans. „Please Welcome our new German exchange student, Christoph! Would you like to introduce yourself?” Ob ich mich vor der ganzen Klasse vorstellen möchte? Natürlich nicht! Mein Englisch ist doch noch gar nicht so gut, meine Haare habe ich heute Morgen nicht wirklich hinbekommen, weil ich verschlafen habe und überhaupt weiß ich doch gar nicht was ich sagen soll. „My name is Christoph and I am from Germany. Ehm,…. I am happy to… ehm…. to be here.” Was hab’ ich gesagt? Egal, der Lehrer bedankt sich und fährt mit seinem Kurs fort. Mir fällt es zunächst ein wenig schwer, dem doch recht schnell sprechenden Lehrer zu folgen, aber die großartige Hilfsbereitschaft meiner neuen Mitschüler macht es mir einfach, die richtigen Stellen zu lesen und zudem erste Kontakte zu knüpfen. Nach der Stunde werde ich gleich an die Hand genommen und jedem vorgestellt, der sich im Umkreis einiger hundert Meter bewegt. „This is Chris, the German guy“. Der neue Freundeskreis wächst mit Lichtgeschwindigkeit. Nach einigen Tagen habe ich das Gefühl jede einzelne Person in diesem Ort zu kennen. Ich melde mich beim Fußballteam und auch hier nimmt man mich herzlich auf. Einen Europäer im Team, da kann uns keiner schlagen! Wenn die wüssten…! Das Jahr vergeht wie im Fluge. Thanksgiving, Weihnachten, Fußballmeisterschaft, abendliche Football games, Pokernächte, Abercrombie & Fitch und schon ist wieder Sommer. Die letzten Wochen sind geprägt von den Graduation Vorbereitungen. Ich habe die Ehre, auch an der Zeremonie als Senior teilnehmen zu dürfen. Prom King werde ich nicht, aber diese super-amerikanischen Wochen mit „Spirit Days“ und „Pasta Parties“ genieße ich in vollen Zügen, bevor ich meine Reise in die alte Heimat antrete. Der Abschied ist traurig. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Ich bin mir sicher, dass ich schon in ein paar Tagen wieder zurückkommen möchte. In Deutschland angekommen, beginnt eine neue Eingewöhnungszeit. Die Einkaufscenter haben plötzlich nicht mehr 24 Stunden auf, die Autos sind winzig und die Menschen irgendwie griesgrämig. Ich kaufe mir eine Cola, setze mich in die Straßenbahn und fahre zum Into Nachtreffen in Köln. Ein unvergessliches Jahr...