Das neue Jahr vor Augen, fällt mir wieder auf, wie lange ich nun schon zurück in Deutschland bin. Revue passieren lassend, stelle ich erneut fest, dass ich das beste Jahr meines Lebens hatte. Zusammen mit into Schüleraustausch startete ich im August 2010 meine Reise nach Amerika. Alles begann in New York, wo ich mit einmaligen Eindrücken überhäuft worden bin. Nach einem 5-tägigen Workshop, in welchem wir die Stadt erkundeten und einiges über Kultur und Einkaufen ;-) lernten, stieg ich in den Flieger nach Chicago, wo meine Gastfamilie mich schon erwartete. Ich lebte bei einem jungen Ehepaar mit zwei kleinen Jungs (2 und 4 Jahre alt), welche ich in den zehn Monaten stark ins Herz schloss. In Lanark, Illinois, einem 1600-Seelendorf, ca. 2h von Chicago entfernt, lernte ich, dass Schalksmühle mit seinen 12 000 Einwohnern im Vergleich eine Großstadt war. Meine zwei kleinen Gastbrüder hielten mich sehr auf Trab, und nur selten kam ich mit nur einem blauen Fleck vom Wrestlen und Spielen mit den beiden Süßen davon. Da ich es nicht gewohnt war, kleine Geschwister zu haben, genoss ich es noch mehr. Das Familienleben in Amerika war sehr intensiv und auch ziemlich religiös. Jeden Sonntag musste ich mit in die Kirche gehen und, ja zugegeben war das am Anfang eine Überwindung, aber im Endeffekt auf jeden Fall eine positive Erfahrung, da auch der Gottesdienst in den Staaten mit hier nicht zu vergleichen ist, da er viel moderner und persönlicher gestaltet worden ist. Am ersten Schultag wurde ich direkt herzlich von allen 200 Mitschülern meiner kleinen High School begrüßt und mit den witzigsten Fragen, wie zum Beispiel: „Do you have refridgerators in Germany?“, bombardiert. Nachdem ich einigen klar machen musste, dass Deutschland nicht hinterm Mond liegt, hatte sich das allgemeine Interesse gelegt und ich hatte Zeit meinen Fragen freien Lauf zu lassen. Nachdem ich mich vor der ganzen Schule vorstellen musste, begann der Unterricht, der komplett anders verlief als hier in Deutschland. Das Lehrer - Schüler - Verhältnis war viel intensiver und es wurde sich meistens nicht gemeldet sondern einfach in einer offenen Runde zum Unterricht beigetragen. Das Essen in der Schule war gewöhnungsbedürftig und meist gab es eine Auswahl zwischen Cheeseburger und Corndogs (panierte Hot Dogs). „Thank god“ gab es, typisch Amerika, an jeder Ecke einen Automaten mit Süßigkeiten, die so manches Mittagessen retteten. ;-) In der ersten Saison (Sportarten wurden von den Jahreszeiten abhängig gemacht) war ich in dem Cheerleading squad und es war einfach richtig cool. Genauso wie man es in den amerikanischen High-School-Filmen sieht, hat man sich bei jedem Football-Spiel die Seele aus dem Leib geschrien um das eigene Team anzufeuern. Der Schulzusammenhalt hat mir an dem ganzen Aufenthalt am besten gefallen. In einem „Team“ zu sein hieß in den Staaten etwas ganz anderes als hier, manche Schüler haben nur für den Sport gelebt und das bekam auch ich zu spüren – in der ersten Woche des Basketball Trainings, hatte ich morgens VOR der Schule zwei Stunden Training und nachmittags NACH der Schule auch noch einmal zwei Stunden Training. Danach fand oftmals noch ein Spiel oder Turnier des Jungenteams statt und danach bin ich dann nur noch tot ins Bett gefallen. Es war einmalig zu sehen, wie die ganze Schule, sogar die ganze Stadt, hinter einem stand und einen anfeuerte wenn man eingesetzt worden ist. Sogar über Lautsprecher wurde am nächsten Tag in der Schule verkündet, dass ich meinen ersten Korb in einem Spiel geworfen hatte. J Als ich dann im Herbst „Homecoming queen“ geworden bin, bekam ich sogar Blumen in die Schule geliefert und stand in der Zeitung - spätestens dann, wusste jeder wer ich war, denn ich als „Ausländer“ fiel nun mal auf. Momente wie diese und vor allem die Homecoming Woche, welche mit der Motto Woche hier zu vergleichen ist, haben mir ein unvergessliches Jahr verschafft und die über 3000 Fotos, welche ich in dem Jahr geschossen hatte, werden mich immer an diese Zeit erinnern. Nach der Basketball Saison nahm ich im Frühling an dem jährlichen Theaterstück teil und fand auch daran großes Gefallen. Durch meinen Akzent wurde ich mit meinen 3 Sätzen die Hauptattraktion des Abends und sammelte viel Gelächter ein. Ich habe während meines ganzen Aufenthaltes fast nur Menschen kennen gelernt die offen auf mich zu gekommen sind und sich ehrlich für die deutsche Kultur interessiert haben. Viele Vorurteile konnte ich aus dem Weg schaffen und viele sagten, dass sie schon immer einmal nach Deutschland reisen wollten, und schon im Sommer 2012 bekomme ich Besuch von meinen amerikanischen Freunden. J Nach der Schule und dem Training habe ich noch viel mit meinen Freunden unternommen. Neben Bowling, 4-Wheeler fahren und shoppen gehen, fuhren wir auch ein paar Mal nach Chicago, um dort zum Beispiel in eine Disko zu gehen. Ein Highlight des Jahres war, als uns die Eltern meiner Freundin Brittny, zu ihrem 18. Geburtstag eine Limousinen-Fahrt spendierten und wir dann in einer weißen Stretch-Limo vor dem Chicagoer Club „Zero Gravity“ vorfuhren. Neben der ganzen Zeit, die ich mit meinem Freundeskreis verbrachte, integrierte ich mich auch intensiv in das Familienleben meiner Gastfamilie. Abends wurde meistens zusammen gekocht und gegessen und einen Spielabend gab es auch öfters. Beim Babysitten meiner beiden Gastbrüder habe ich viele schöne, wenn auch anstrengende Stunden verbracht, aber definitiv Erfahrungen fürs Leben gesammelt. Als es sich zum Ende meines Auslandjahres neigte, spürte ich, wie sehr ich mich an die neue Heimat gewöhnt hatte und wie schwer es mir fiel diese zu verlassen. Ich wollte gar nicht daran denken, bald wieder nach Deutschland zu fliegen, und obwohl ich meine Familie hier und meine Freunde sehr vermisst hatte, machte mich der Gedanke, dass dieses unvergessliche Jahr zu Ende ging, sehr traurig. Meine Mutter und mein Bruder hatten mich in Amerika abgeholt und mir den Abschied einfacher gemacht, also fuhr ich mit meiner Mama (mein Bruder war schon früher nach Hause geflogen, weil er zur der Zeit im Abi steckte), nach einer emotionalen Abschiedsparty und vielen Tränen nach Chicago und verbrachte dort noch vier schöne Tage mit meiner Mama aus Deutschland, was mich an das Leben in Deutschland wieder gewöhnte. Neben dem Chicago Bean, dem Navi Pier und vielen anderen Sehenswürdigkeiten, genoss ich noch einmal das leckere und fettige amerikanische Essen, zu dem fast immer Käse im Übermaß gehörte. Nach 10 Monaten und zwei weiteren Koffern, flog ich dann Anfang Juni mit vier Koffern und vielen Erinnerungen nach Deutschland zurück. Hier wieder eingelebt möchte ich abschließend sagen, dass obwohl es auch schwer ist, nach einem Jahr alles wieder aufzuarbeiten was Schule und Sonstiges betrifft, war es auch umso schöner wieder Zuhause zu sein und, dass mir keiner diese Erfahrungen nehmen kann und die Entscheidung ins Ausland zu gehen die Beste meines Lebens war. Ich kann nur jedem empfehlen den Schritt zu machen, wie into sagt, die „rote Linie zu überqueren“ – denn „Don´t dream it! Do it!“ – wurde zu dem Lebensmotto vieler Austauschschüler.