Angefangen hat eingentlich alles im Sommer 2008. Ich war gerade wieder zurück aus einem 3 wöchigen Sprachurlaub in Bournemouth, UK. Das Gefühl nach diesem Abenteuer wieder zuhause in Deutschland zu sein war eines, das ich noch nicht kannte: Fernweh! Ich wollte noch mehr sehen von der Welt, noch mehr Abenteuer erleben, die eigene Kultur verlassen, neue Freunde finden und einfach mal den Schritt ins Ungewisse wagen. Ein Auslandsjahr schien perfekt, und so begann ich im Sommer 2009 schließlich mich einmal etwas genauer mit diesem Thema zu beschäftigen. Jetzt musste ich noch meine Eltern davon überzeugen, ihren Sohn für ein ganzes Jahr alleine ins Unbekannte zu schicken. Zusammen entschieden wir uns erst einmal für ein Interview bei Into. Nach diesem Interview waren auch bei meinen Eltern letzte Zweifel aus dem Weg geräumt und so entschlossen wir uns für ein Auslandsjahr in den USA, meinem absoluten Traumland, mit Into. Die Vorfreude stieg und ich konnte kaum noch erwarten wo es hingehen sollte. Schon etwa 2 Monate nachdem ich meine Application Forms abgeschickt hatte, wusste ich wo es hingeht: Arcadia. Sofort ging ich an den PC und sah mit an, wie Google Maps ziemlich genau in die Mitte der USA hineinzoomte. Ein paar wenige Straßen, Häuser und ein Fluss, da war es, mein Zuhause für die nächsten 10 Monate. 360 Einwohner – Wikipedia wusste anscheinend genau, wie man die Tatsache, dass ich wirklich in der „middle of nowhere“ gelandet war noch verdeutlichen konnte. Aber die anfängliche Besorgnis wich spätestens nach dem Vorbereitungsseminar der Vorfreude. Vor allem aber auch meine Gastfamilie schien ziemlich perfekt, denn sie hatten vor mir schon etwa 15 andere Austauschschüler bei sich aufgenommen und sie schickten mir direkt eine Liste mit E-Mail Adressen, damit ich auch mal aus der Sicht eines Austauschschülers hören konnte, was mir in Arcadia so bevorstand. Meine Gasteltern lebten allein, in einem sehr schönen neuen Haus und betrieben neben einer Heutransportfirma auch eine kleine Ranch, trotzdem arbeitete meine Gastmutter noch als Krankenschwester. Eigentlich konnte das Abenteuer kommen, auch wenn ich mir, obwohl ich ja nur Gutes gehört hatte, immer noch nicht sicher war, wie ich diesen neuen Lifestyle im middle of nowhere vertragen würde. Die 5 Tage in New York City waren auf jeden Fall der Hammer, denn diese Stadt muss man einfach mal gesehen haben! Viel kann ich dazu gar nicht sagen, da es echt schwer ist, so etwas in Worte zu fassen, aber ich denke man kann sagen, dass das Orientation Camp bei jedem into-Austauschschüler eine festen Platz bei den Highlights des Jahres hat. Und bevor ich es richtig wusste war ich auch schon da, am wohl kleinsten Flughafen der Welt im Herzen Amerikas, wo ich liebevoll von meinen Gasteltern in Empfang genommen wurde. Der härteste Kontrast war einfach von New York über hektische Flughäfen in die endlosen Weiten von Nebraska. Der Schock saß und mir wurde klar, dass da wohl der Culture Shock war von dem ich beim Vorbereitungsseminar ja schon gehört hatte. Meine ersten Tage in Arcadia waren jedoch schon so stressig, dass mir ziemlich schnell klar wurde: Langeweile würde es wohl nicht geben. High School: Ich ging direkt in Arcadia zur Schule, was mich doch anfänglich stark wunderte. Wie konnte ein kleiner Ort mit 360 Einwohnern eine eigene Schule haben? Immerhin, es gab so an die 150 Schüler und eine ziemlich gutes Fächerangebot. Meine Gastmom half mir mit meinem Stundenplan der dann aus Calculus, American Government, English Seminar, P.E., Band, Spanish und Cemistry bestand. Obwohl ich als Sophomore (10. Klasse) eingestuft wurde, besuchte ich zum Großteil Kurse auf Senior oder College Niveau und das ist auch definitiv zu empfehlen, um sich nach seinem Jahr leichter an das schwerere deutsche Schulsystem zurück zugewöhnen. School Activities: Der Vorteil einer kleineren Schule ist wohl ganz klar, dass man in Schulaktivitäten eine viel bessere Möglichkeit hat sich einzubringen, da ja immer irgendwie noch Verstärkung gebraucht wird. Diese Schulaktivitäten sind echt wichtig, da sie es einem viel leichter machen, schnell Anschluss zu finden. In meinem Jahr war ich im Football-, Basketball-, und Leichtathletik Team, sowie in der Band, der Theatergruppe (mit der wir übrigens bei den State Championchips 5. wurden) und im Speech Team. Sport in der Amerikanischen High School schweißt echt zusammen, den berüchtigten „School-Spirit“ gibt es wirklich. Am Game Day war bei uns immer das ganze Dorf da und ein Großteil auch zu den Auswärtsspielen. Eigentlich kann ich sagen, dass die ganzen Aktivitäten, bei denen ich dabei war, mein Jahr unglaublich bereichert und mir geholfen haben, so viele Leute kennenzulernen. Traveling: In meinem Jahr in Amerika habe ich echt viel gesehen und bin doch schon ganz gut rumgekommen. Mit meinen Gasteltern zusammen war ich einige Tage lang unterwegs durch South Dakota, wo ich dann so Sachen wie z.B. Mount Roushmore oder die Badlands gesehen habe. Dann waren wir zusammen auch noch in Denver um Verwandte zu besuchen. Gegen Ostern wurde mir dann von der Partnerorganisation SAI in Amerika eine Reise nach Houston angeboten mit Höhepunkten wie einem Besuch bei NASA oder einem NBA Spiel der Houston Rockets gegen die Boston Celtics! Dann ging es gegen Ende meines Jahres mit der gesamten Band noch nach Washington, D.C., was mir eine Busreise durch halb Amerika einbrachte. Auch nicht schlecht. Family: Rückblickend kann ich sagen, dass ich mein Jahr bei einer super Familie verbracht habe, die besser wohl nicht hätte sein können und die einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass ich so ein schönes Jahr hatte. Ich habe mich mit beiden sehr gut verstanden und sie waren immer für mich da, wenn ich Probleme hatte oder Hilfe brauchte. Besonders die Rancharbeit mit meinem Gastdad hat mir gefallen, weil das etwas komplett neues für mich war. Außerdem kann ich sagen, dass mich nicht nur meine Gasteltern super aufgenommen haben, sondern auch der gesamte Rest, der doch recht großen Familie. Ich hatte also nicht nur Gasteltern, sondern z.B. auch Gastgroßeltern oder Gastonkel und –tanten. In dem Jahr ist mir besonders klar geworden, dass es viel wichtiger ist in welche Familie man kommt, als in welchen Staat. Mir hat mein Jahr super gefallen und ich bin froh mit into ein Jahr in Amerika verbracht zu haben. „Nebraska – the middle of nowhere“ ist vielleicht gar nicht so falsch, wenn man manchmal irgendwo auf einer Weide steht und um einen herum nichts anderes ist. Aber öde, langweilig und eintönig ist Nebraska bestimmt nicht. Die großen Pick-ups, die endlose Weite (was für mich eher Freiheit bedeutet als alles Andere), die familiäre Atmosphäre meines Ortes, Country music, die Hilfsbereitschaft der Menschen, das gute Essen (ganz oft Steaks und Burger!!) und noch viel mehr…all das habe ich in meinen 10 Monaten in den USA ins Herz geschlossen. Vor kurzem hatte ich auch schon Besuch von einem Freund aus Arcadia und ich kann es kaum erwarten wieder zurück zukommen und selber alle zu besuchen. Jedem, der weiß, dass es für ihn nach Nebraska geht, kann ich nur sagen: lasse dich nicht von irgendwelchen Vorurteilen einnehmen! Mache selbst deine Erfahrung. Es kommt einfach auf deine Familie und deine Einstellung an. Ich war in meinen 10 Monaten so beschäftigt, dass mir gar nicht langweilig werden konnte! Die Erfahrungen die ich während meines Austauschjahres machen durfte, möchte ich auf keinen Fall missen.