England, die USA, Irland, Australien, Neuseeland oder Canada ? Die Frage stellte ich mir immer und immer wieder, nachdem ich mich für ein Auslandshalbjahr in einem englischsprachigen Land entschieden hatte. Als ich dann die verschiedenen Werbebroschüren von unzähligen Austauschorganisationen las, fand ich bei INTO genau das Richtige nämlich Schottland. Eine Alternative, die so gut wie niemand in Betracht gezogen hatte. Da die für Schottland zuständige Mitarbeiterin von into am Telefon einen sehr kompetenten Eindruck machte und das Preisleistungsverhältnis das Beste schien, bewarb ich mich für ein Interview. Schon im Frühling erhielt ich die Kontaktdaten meiner Gastfamilie. Bald darauf das Placement für eine Schule und ehe man sich versah, ging es nach Edinburgh. Da ich bereits mit meinen Gasteltern telefoniert hatte, war die Aufregung nicht mehr all zu groß, denn noch war es ein merkwürdiges Gefühl, Freunde und Familie für ganze fünf Monate zurück zu lassen. Nach einer amüsanten Fahrt vom Flughafen zur Gastfamilie mit meiner Koordinatorin stand ich nun vor dem Haus der Familie, mitten in dem unglaublich hübschen Edinburgh. Der Empfang war wirklich herzlich und schön während des Abendessen wurde klar, mein Gastvater hat einen sehr englischen Humor (lernt man nach ca. 4 Wochen zu verstehe und zu lieben) und kocht extrem gut! Meine Gastmutter bewies dann in den folgenden Tagen, dass sie unglaublich liebenswürdig und hilfsbereit ist und die besten Kuchen backt. Als eigentlich jüngstes Kind zuhause war es nun eine ganz neue Erfahrung einen kleinen Gastbruder zu haben, der gerade drei Jahre alt war. Wie es bei Kindern wohl üblich ist, brach das Eis erst nach einigen Tagen. Fortan war ich jedoch sein Lieblingsspielgefährte für die Wii. Obwohl ich dachte, dass man sich innerhalb von fünf Monaten mal streiten würde, kam es nicht dazu. Die Toleranz meiner Gasteltern bzw. die gegenseitige Toleranz waren dabei sehr hilfreich. Nach kurzer Zeit merkte man, dass man so etwas wie ein richtiges Familienmitglied geworden war. Meine vorherigen Ängste bezüglich der Familie waren zum Glück völlig unbegründet. Ungefähr eine Woche nach meiner Ankunft war dann mein erster Schultag. Obwohl ich selbst bei meiner Ankunft in Schottland nicht so wirklich aufgeregt war, konnte ich die Nacht vor meinem ersten Schultag fast kaum schlafen. Meine Gastmutter fuhr mich zur Schule und zusammen mit dem Direktor wählte ich dann meine Kurse; Modern Studies, Mathmatics, English, Biology and History. Die komplette erste Woche führten mich zwei Mädchen aus meiner Stufe von Klassenraum zu Klassenraum, was bei dieser riesigen Schule wirklich hilfreich war. Zu Beginn des Jahres fühlte man sich wie ein kleiner „Star“ an der Schule. Ich war die einzige Austauschschülerin und wirklich alle kannten einen. Doch musste man auch schnell schauen, dass man Anschluss hält. Nach einiger Zeit wird man natürlich zum einem „normalen“ Mitschüler und die Einladungen zu Geburtstagen etc. seltener. Da Sport-AGs bei den schottischen Mädchen nicht sonderlich beliebt waren, wurde ich Mitglied in einem Handball- und Rugbyverein. Obwohl ich wohl nicht unbedingt für Rugby geschaffen bin, hatte ich eine nette Zeit mit der Mannschaft. Der Schulalltag sah weitestgehend so aus: 08.25 begann die Schule mit einer Assembly oder Tutor, um 12.15 gab es dann eine große Mittagspause, in der die Cafeteria oftmals extrem ungesundes aber auch gesundes Essen ausgab. Um 16.00 war die Schule dann zu Ende. Hausaufgaben gab es nur selten, aber ein Essay in dem einen oder anderen Fach musste man immer mal verfassen. Da in Großbritannien die Schulen weitestgehend wie Gesamtschulen organisiert sind, wählt man sich seine Kurse in verschiedenen Anforderungsbereichen. Es kommt durchaus vor, dass für unsere Ohren sehr außergewöhnliche Fächer wie z.B. Drama, Beauty and Nails oder Hospitality auf dem Stundenplan stehen. Auch die Art des Unterrichts ist anders als in Österreich. Jeder Lehrer unterrichtet nur ein Fach und hat dafür seinen eigenen Raum. Ein Smartboard oder PCs für jeden Schüler waren Teil der Standardeinrichtung. Mündliche Beteiligung war nicht so wichtig wie in Österreich und man arbeitete sehr viel mit Arbeitsbüchern etc. Am Ende des Schuljahres steht dann ein großes Exam an, was quasi die Zeugnisnote ausmacht. Die Lehrer waren sehr bemüht, dass ihre Schüler sich besonders gut im Exam schlagen. Besonders viel Spaß hatte ich an dem Fach Modern Studies und würde es jedem empfehlen! Man beschäftigt sich dabei hauptsächlich mit der britischen und amerikanischen Politik, sowie mit allgemeinen gesellschaftlichen Problemen. Man hatte man auch die Möglichkeit, mehr über das Land Schottland zu erfahren. Nach einigen tollen Ausflügen nach St Andrews, London und in die Highlands war es schon so weit, das Halbjahr war fast rum und die Weihnachtszeit begann. Obwohl man es kaum glauben mag, sind die Schotten absolute Fans von Weihnachtsmärkten und so gab es auch in Edinburgh einen. Wie auch zuhause schien die Vorweihnachtszeit einem total kurz. Am 24ten hatte ich dann das erste Mal so etwas wie Heimweh. Die Schotten feiern ja erst am 25ten wirklich Weihnachten und irgendwie war es merkwürdig zu wissen, dass zuhause jetzt die ganze Familie zusammensitzt und Geschenke auspackt, während man selbst einen ganz gewöhnlichen Abend hatte. Meine Gasteltern halfen mir schnell, mein Heimweh zu vergessen, indem wir alle zusammen einen Film schauten. Der Rest der Weihnachtszeit verlief eigentlich genau so wie in Österreich. Es gab unglaublich viel Essen (Roast Beef and Minced Pie), noch mehr Geschenke und ganz viel Zeit mit der Familie. Anfänglich war ich mir nicht sicher, ob es so schön sei, mit einer anderen Familie Weihnachten zu feiern und selbst während der Zeit vermisste ich meine Familie etwas, aber jetzt im Nachhinein war es wirklich eine Erfahrung wert! Ende Jänner war es dann auch so weit, es ging wieder nach Hause. Ich konnte kaum glauben, dass die fünf Monate vorbei waren. Jetzt hieß es, sich von den neugewonnenen Freunden zu verabschieden, was teilweise echt schwer fiel. Am süßesten war es wohl, als mein Gastbruder meine Gasteltern fragte, ob sie mich adoptieren könnten, damit ich bleibe. Ehrlich gesagt, freute ich mich aber auch, meine Freunde und Familie in Österreich wiederzusehen. Zuhause hatte ich dann genau einen Tag bis die Schule wieder losging. Auch wenn viele andere Austauschschüler gewisse Probleme beim Einleben hatten, fiel es mir wirklich leicht. In der Schule schien ich nicht allzu viel verpasst zu haben, mit einigen Freunden hat man jedoch etwas aufzuholen, da das Leben zuhause ja weiter ging. Schon im Sommer packte mich das „Heimweh“ und ich flog zurück nach Edinburgh. Das Gute ist, dass into einem auch nach dem Austausch noch Gelegenheit gibt, sich einen Flug zu „erarbeiten“. Also bin ich hoffentlich bald wieder in Schottland! Eins lässt sich mit Sicherheit sagen, - Probleme, die man daheim hat, werden während des Auslandsjahres vielleicht auftreten - nenne einen Schotten NIEMALS Engländer oder Brite - Toleranz sollte man bereit sein zu erlernen - ein Auslandsjahr bestimmt in jedem Gastland einzigartig - es war ein Halbjahr, wie kein anderes!