Mein größter Traum war es schon immer ein Auslandsjahr zu machen. Als ich dann endlich alt genug war hatte ich bereits viel über Schottland gelesen und gehört und war mir daher sicher, dass ich dort ein Jahr verbringen will. Daraufhin suchte ich nach einer Organisation und wurde auf into durch Broschüren meiner Schule aufmerksam. Nach meiner Bewerbung und meinem Interview war also klar, dass ich sechs Monate in Schottland sein würde. Wie sich später herausstellte fühlte ich mich dort aber so wohl, dass ich meinen Aufenthalt auf ein Jahr verlängerte.
Der Abschied von meiner Familie fiel mir schwerer als ich erwartet hatte, was zu einer großen Angst und Aufregung während des Fluges führte. In Edinburgh am Flughafen wurde ich von meinem „Local Rep“ sehr herzlich in Empfang genommen. Nachdem wir in Dunfermline angekommen waren, lernte ich also meine erste Gastfamilie kennen. Dort habe ich zwei Monate meines gesamten Aufenthalts verbracht. Meine Gastmutter, Gastschwester und ich kamen anfangs sehr gut, trotz verschiedener Interessen, Hobbies und Ansichten, miteinander aus. Aber langfristig fühlten wir uns nicht wohl zusammen, da meine Gastmutter wenig Zeit für mich hatte, meine Gastschwester und ich uns immer öfter stritten und ich mich so nicht mehr willkommen fühlte. Mein „Local Rep“ fand für mich eine neue Gastfamilie, bei der ich aber erst nach einem Monat einziehen konnte, somit lebte ich erstmal bei ihr, zusammen mit ihrer Familie und einer anderen Austauschschülerin. Meine neue Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter, meinem Gastbruder und zwei Katzen. Meine etwas älteren Gastgeschwister und mein Gastvater kamen uns oft besuchen. Ich bekam wieder mein eigenes Zimmer und wurde sehr offen aufgenommen. Mit meinem Gastbruder bin ich oft nach Edinburgh oder einfach nach Dunfermline Town gefahren. Als das halbe Jahr dann dem Ende zuging, wurde mir bewusst, dass der Spaß gerade erst so richtig anfing, deshalb verlängerte ich mit Zustimmung meiner Gastfamilie den Aufenthalt.
In der Schule fiel es mir am Anfang recht schwer alles zu verstehen, was meine neuen Freunde und die Lehrer sagten, da der Akzent doch sehr gewöhnungsbedürftig war. Ich musste Mathe, Religion, Sport und Englisch belegen und dazu wählte ich Chemie, Biologie, Geschichte, Kunst und Craft and Design (wir mussten ein Möbelstück designen und anschließend aus Holz anfertigen). Bald fing ich aber auch an mich in meiner Freizeit mit meinen Freundinnen zum Shoppen, Lernen und zu vielen kleinen Konzerten zu treffen. Feste wie Weihnachten, Silvester und Ostern waren sehr aufregend, weil sie ein bisschen anders als in Deutschland gefeiert werden. So bekamen wir an Weihnachten unsere Geschenke erst am 25. Dezember, kauften kein eigenes Feuerwerk und bemalten keine Ostereier. Ich habe es sehr genossen andere Traditionen und Bräuche kennenzulernen, sodass ich meine Familie zu diesen Zeiten kaum vermisst habe.
An meinem letzten Abend in Schottland gingen meine Gastfamilie, ein paar Freunde und ich in ein traditionell schottisches Restaurant. Das schottische Essen war sehr lecker und vielfältig, wie z.B. Haggis, Mince Pies und vieles Andere. Der Abschied fiel mir fast so schwer wie ein Jahr zuvor bei meiner eigenen Familie in Deutschland. Seit meiner Abreise halte ich jedoch regelmäßig Kontakt, schicke Pakete und erhalte oftmals Briefe, die mich immer an meine schöne Zeit dort erinnern. Deshalb werde ich wohl auch immer mal wieder nach Dunfermline zurückfahren.