Als ich mich für ein Highschooljahr entschied, traf meine erste Wahl, wie von vielen Anderen, auf die USA. Ich wollte 1 Jahr den American Dream leben, so wie er in den Hollywoodfilmen immer vorgespielt wird. Als mir INTO mitteilte, dass es keine Plätze mehr für die USA gab, entschied ich mich für Kanada. Anfangs noch sehr unsicher und etwas unglücklich, lernte ich später was der Spruch „ wenn sich eine Tür schließt öffnet sich dadurch eine andere“ hieß!Ich hatte mich für Kanada entschieden, obwohl mein Wissen über dieses Land sehr begrenzt war. Das Einzige, was mir dazu einfiel waren: Elche, Kälte und vielleicht Fischfang. Beim INTO-Vorbereitungsseminar merkte ich schnell, dass ich damit nicht alleine war. Viele hatten mehr Erwartungen an die USA, da in den Medien sehr viel über sie berichtet wurde, vor allem 2008 als die Wahlen des US-Präsidenten noch Top Thema waren. Aber von Kanada hatte niemand ein wirklich klares Bild!Mein Bild von dem Elch, der Kälte und den Fischerdörfern verschwand schon am Tag meiner Ankunft! Bei der Abreise in Berlin war die Heulerei noch groß, da unerwartet viele meiner Freunde kamen, um sich am Flughafen von mir zu verabschieden. Alles begann mit dem Toronto-Camp! Dabei konnte man die anderen Austauschschüler kennen lernen und alle bemerkten schnell, dass es allen ähnlich ging. Nach einer Woche shoppen, Toronto erkunden und viel Teamspielen platzen wir fast vor Aufregung, unsere Gastfamilien zu sehen!Am Flughafen von Halifax, der Hauptstadt Nova Scotia´s holten mich meine Gasteltern ab. Wir hatten vorher telefoniert, Bilder und Facebooknamen ausgetauscht, sodass es nicht schwer war, sich zu finden. Auf der Heimfahrt vom Flughafen war ich noch immer so müde von dem Jetlag und doch so aufgeregt, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Die Sprachlosigkeit verging aber schnell, als die Jungs mich mit Fragen überhäuften.In meinem neuen zu Hause angekommen, musste ich mich anfangs noch sehr an das Chaos dort gewöhnen. Es hatte jedoch auch seine Vorteile, da mein eigenes Zimmer, dadurch viel ordentlicher wirkte, als hier in Deutschland :) Ich hatte noch 10 Tage bevor die Schule anfing, daher fuhren wir mit meiner Gastfamilie nach Maine in die USA. Dort waren wir Whale-Watching, fuhren Kanu und besuchten typisch Amerikanische Restaurants. Die übrige Zeit in Halifax nutze ich, um mir die Gegend anzuschauen und Bekannte der Familie kennen zu lernen. Ich gewöhnte mich schnell daran, von meinen Gasteltern vorgestellt zu werden, immer nett zu lächeln und fortan die gleichen Fragen zu beantworten. Es war bewundernswert, wie offen und freundlich die Kanadier mich empfingen! Der erste Schultag war eine große Veränderung für mich. Ich ging auf eine Privatschule in Kanada, was für mich bedeutete: Uniform, Kanadische Hymne am morgen, und Jeder kannte Jeden! Zu Beginn meines Jahres, war das alles sehr komisch für mich. Jetzt zurück in Deutschland sehne ich mich nur zu sehr nach dem schönen blau- kariertem Rock, meiner Krawatte und der Hymne am morgen!!! Ich lernte schnell die Leute in der Schule kennen, da alle sehr offen und interessiert waren. Auch das Lehrer - Schüler Verhältnis war viel offener und lockerer als in Deutschland. Der Schulalltag war natürlich schon in den kleinsten Dingen ganz andern als mein gewohnter Alltagstrott in Deutschland. Erst einmal schreiben Kanadier liebend gerne mit Bleistift, und zwar überall, auch in Klausuren. Dann gibt es zwischendurch nur 5 Minutenpausen, zu Mittag aber eine ganze Stunde. In den 5 Minutenpausen rennen dann alle Schüler zu ihren lockern (die übrigens niemals abgeschlossen werden, da sich alle gegenseitig vertrauen) und holen ihren Ordner für die nächste Stunde. In der Mittagspause steigen dann viele in ihre Autos und fahren zum Tennis oder einfach nur zu McDonalds neben an. Außerdem werden je nach Saison alle möglichen Sportarten wie Field Hockey, Soccer, Art, Drama, Volleyball, Track and Field etc angeboten. Alle Schüler sind sehr engagiert an den SportAG´s beteiligt und tragen die Trikots und feuern die Schule bei Matches an! Nach ungefähr 3 Monaten war mein Englisch schon sehr an das der Anderen angepasst. Mein Vokabular hatte sich vergrößert, die Aussprache verbessert und ich dachte und träumte auf Englisch. In der Schule konnte ich immer mitkommen, musste jedoch auch etwas dafür tun, weil das Kanadische Schulsystem doch recht anspruchsvoll ist und einem die guten Noten nicht zufliegen. Ich habe in Kanada schulmäßig unheimlich viel gelernt, was ich auch in Deutschland danach noch sehr gut anwenden konnte. Ich bin vor allem im Biologie und Mathe wegen meiner guten Lehrerin dort, vielen in Deutschland voraus, obwohl ich das Jahr auch nicht wiederholt habe. Meine Hauptstützpunkte in Kanada waren natürlich meine Freunde in der Schule, meine Gastfamilie, meine Lehrer aber auch meine Freunde aus der Kirche oder der Umgebung und aus meinem Joga-Kurs oder aus dem Bus. Ich lernte schnell, dass man sehr offen sein muss, sich trauen muss Leute anzusprechen und vor allem Interesse zeigen muss. Mir wurde bewusst, dass dies MEIN Jahr war, und ich es in der Hand habe, ob es gut oder schlecht wird. Ich merkte auch nach 6 Monaten, wie schnell die Zeit verging und, dass ich wirklich das Beste daraus machen wollte. Diese erlernte positive Einstellung habe ich noch heute beibehalten. Alles geht nach bestimmter Zeit zu Ende, wenn man dann zurückblickt und nicht das Gefühl hat , man hat die Zeit perfekt ausgeschöpft ist etwas schieß gelaufen. Zum Glück, wusste ich nach dem Ende meines Jahres: Ich hatte alles ausprobiert was ich nur konnte, habe so viele Leute kennen gelernt wie ich nur konnte und war offen für jedes Erlebnis ob es nun Essen, Sport oder etwas anderes war! Ich wurde erfahrender im Umgang mit meinen Mitmenschen aber auch mit mir selbst. Mir wurde klar was ich will und was nicht, was zu mir passt, und was ich eher anderes überlassen sollte. Am Ende des Jahres hatte ich etwas Angst vor dem Kulturschock und Angst meine alten Freunde in Deutschland hätten sich verändert oder ich hätte mich verändert (was auch so war). Aber nach meiner Rückkehr, waren meine Freundschaften sogar besser als vorher, da ich nun wusste, auf wen ich wirklich zählen konnte. Die Leute haben während diesem Jahr weitergelebt wie immer, aber mir wurde nach dem Jahr oft gesagt, dass ich innerlich gewachsen war.