Hallo, ich heiße Henrike und ich habe fünf Monate in England in einer Gastfamilie in der Nähe von Birmingham gelebt. Die Zeit, die ich dort verbracht habe ist wirklich unvergesslich und ich bin auch immer noch in Kontakt mit meiner Gastfamilie, die sich während dieser Zeit ganz lieb um mich gekümmert hat. Als ich mich für ein halbes Jahr im Ausland entschieden habe, war ich erstmal total aufgeregt und konnte es kaum erwarten, alle Bewerbungsunterlagen auszufüllen und schnellstens zu into zurückzuschicken, um dann auch möglichst bald eine Gastfamilie zu bekommen. Ungefähr drei Monate vor meinem Abflug im August 2010 bekam ich endlich die entscheidende Nachricht. Meine Gastfamilie lebt in Leamington Spa, in der Nähe von Birmingham und besteht aus meinen Gasteltern, meinem Gastbruder (heute 5 Jahre) und meine Gastschwester (heute 2 Jahre). Ich war überglücklich und wollte sofort mehr wissen, als in dem Brief von into stand. Von dem Zeitpunkt an habe ich mich mit meiner Gastfamilie über E-Mail ausgetauscht, Fotos geschickt und konnte es kaum erwarten, sie auch richtig kennen zu lernen. Je näher der Abflug rückte, desto aufgeregter wurde ich. Kurz bevor es soweit war, habe ich dann auch mal angerufen… obwohl ich nur die Hälfte von dem verstand, was mein Gastvater mir am anderen Ende der Leitung erzählte, war ich nach dem Telefonat überglücklich und freute mich noch mehr auf das erste Treffen. Der Abschied kam mir ziemlich unwirklich vor, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, jetzt für ein halbes Jahr zu verschwinden und Freunde und Familie für diese Zeit zurück zu lassen. Trotzdem war ich so neugierig und voller Vorfreude, dass ich nicht viel darüber nachdenken konnte. Zunächst ging es für alle Teilnehmer ins „London Orientation Camp“. Dort kamen dann auch noch andere Austauschschüler aus Norwegen, der Schweiz und Tschechien dazu. Jetzt, wo so viele Neugierige auf einem Haufen den ganzen Tag zusammenhingen, konnten wir alle unsere Aufregung kaum verbergen. Zum Glück war das Programm jeden Tag so vollgepackt, dass wir abends nur ins Bett gefallen sind und sofort geschlafen haben. Und schließlich war es dann auch soweit: Wir konnten in unsere Gastfamilien! Alle aus der Gegend Warwickshire kamen zusammen in einen Bus und wir konnten losfahren. Der Ort, in dem ich abgeholt werden sollte, war der letzte auf der Busroute und umso spannender wurde es. Schließlich erreichten wir den Parkplatz. Meine Gastmam war die Erste, die nach vorne zum Bus kam und mich dann auch direkt anlächelte. Sofort fielen wir uns in die Arme und blieben dann auch nicht mehr lange stehen, sondern machten uns gleich auf den Weg nach Hause. Unterwegs zeigte sie mir noch meine neue Schule, den Supermarkt und die neue Nachbarschaft. Zu Hause wartete schon mein genauso neugieriger Gastvater mit Pizza auf uns. Weil es schon spät war, lagen meine Gastgeschwister schon im Bett und ich habe nur mit meinen Gasteltern gegessen. Sie hatten erstmal hunderte Fragen und erzählten selber so viel, dass wir noch lange hätten reden können. Irgendwann war ich aber dann doch so müde von der ganzen Aufregung, dass mein Gastvater meinen Koffer hoch trug und mir mein Zimmer zeigte, damit ich schlafen gehen konnte. Am nächsten Morgen habe ich dann auch sofort meine Gastgeschwister kennen gelernt. Die beiden saßen schon in der Küche, als ich zum Frühstück kam. Beide waren total aufgedreht und haben sich gefreut mich kennen zu lernen. In den nächsten Tagen, bevor die Schule losging, hatte sich meine Gastmutter freigenommen und zeigte mir Leamington Spa, den Ort, in dem ich nun wohnte. Wir waren zusammen einkaufen, haben mittags gekocht, waren im Park spazieren oder machten Ausflüge ins Schwimmbad und in die Umgebung. So lernte ich schon mal das kennen, was für die nächsten Monate mein Zuhause werden würde. Trotzdem freute ich mich, als ich schließlich mit der Schule anfangen konnte. Sofort fand ich viele hilfsbereite Schüler, die mir die Räume zeigten oder mir Sachen dreimal erklärten, wenn ich mal was nicht verstand. Meine Fächer wählte ich zusammen mit dem Leiter der 6th Form (so eine Art Oberstufenleiter) und er wurde auch mein Ansprechpartner, wann immer ich eine Frage hatte. Freunde zu finden, dauerte für mich noch einige Zeit, denn obwohl ich viele nette Schüler kannte und selten alleine war, fand ich es schwer direkt nachzufragen, ob wir uns mal außerhalb der Schule treffen wollten. Besonders geholfen dabei hat mir das Fach „Performing Arts“, eine Mischung aus Theater, Singen und Tanzen, in dem wir mit einer richtig lieben Gruppe von circa 10 Schülern nachmittags geprobt haben. Zu Weihnachten haben wir dann eine „Panto“ aufgeführt, ein lustiges weihnachtliches Stück, bei dem ich die Rolle der Weihnachtsfee bekam. Mein Gastvater und –bruder waren vollkommen begeistert und es war wirklich ein einmaliges Gefühl für mich, so vor anderen zu stehen und auf einer fremden Sprache zu sprechen. Wenn man sich dazu entscheidet, eine Zeit im Ausland zu verbringen, dann ist das eine Möglichkeit mal etwas Neues auszuprobieren und ich bin froh, dass ich diese Chance wahrgenommen habe, denn viele der Erfahrungen, die ich gesammelt habe, sind einzigartig. Ich habe Halloween, Bonfire Night und Christmas miterleben dürfen. Meine Gasteltern waren bemüht mir alle traditionell englischen Gerichte zu kochen. Zusammen haben wir viele Ausflüge zu Verwandten, in Nationalparks und zu alten Burgen gemacht. Im Winter waren wir auf dem Golfplatz Schlitten fahren und im Sommer haben wir Eichhörnchen im Park gefüttert. Niemals hätte ich das alles erlebt, wenn ich nicht diese Entscheidung getroffen hätte. Natürlich gab es auch Momente, in denen ich lieber nach Hause wollte und meine Familie vermisste. Vor allem Weihnachten und Silvester fiel mir schwer, aber mit den zwei fröhlichen Kleinen um mich herum konnte ich nie zu traurig werden. Auch konnte ich immer mit meinen Gasteltern reden, wenn ich ein Problem hatte. Als es mir mal nicht so gut ging, ist meine Gastmutter mit mir zum Arzt gefahren und wenn ich doch mal Heimweh hatte, so haben sich die beiden zu mir gesetzt und mich getröstet. Viel mehr gab es jedoch von den ganzen fröhlichen Momenten, die ich miterlebt habe und die ich jetzt auch noch gerne erinnere, indem ich zum Beispiel die vielen Fotos durchgucke, die ich in der Zeit gemacht habe oder die vielen lieben Briefe lese, die ich bekommen habe. Jedem, der sich entscheidet einen Austausch zu machen, möchte ich ganz viel Spaß wünschen und den Mut, etwas Neues auszuprobieren, um mal ganz andere Erfahrungen zu machen, die man niemals sonst machen kann. Alles, alles Gute und genießt die Zeit! :)