Ich weiß noch genau wie mein damaliger Englisch Lehrer mit Flyern in der Hand ins Klassenzimmer kam und fragte, wer denn theoretisch mal an einem Schüleraustausch interessiert sei und natürlich ging mein Arm innerhalb von einer Millisekunde in die Höhe. Da stand ich also mit meinem Info-Flyer zum Thema Schüleraustausch. Ich hatte mich schon oft mit dem Thema beschäftigt jedoch war es eher immer ein Traum. Als ich mich dann jedoch nach genauerer Recherche dafür entschied, mit into nach Australien zu gehen – und das sobald wie möglich - ging alles viel schneller, als ich mir je erträumen hätte können. Die Termine kamen Schlag auf Schlag: zuerst das Interview mit einer wirklich netten Beraterin, die mir auch noch mal total Mut gemacht hat und mich dann mit gutem Gewissen an into weiterempfohlen hat.
Dann kam auch schon im Herbst 2011 der Vertrag und nach Unterzeichnung dessen, konnte man mich als den wahrscheinlich gespanntesten Menschen bezeichnen. Ich wusste gar nicht wohin mit all meinen Fragen, Ängsten und Vorstellungen und war deshalb auch heilfroh meine into - Betreuerin Anita Wortmann (ein riesengroßes Dankeschön an dieser Stelle!) an meiner Seite zu haben und dann kam auch schon das Vorbereitungsseminar in Bonn im Dezember. Es war ein unvergessliches Erlebnis alle meine Erwartungen, etc. mit den super lieben Leuten aus meiner Gruppe zu teilen und mich natürlich auch an die Returnees und die Coaches wenden zu können. Nach diesem wirklich aufschlussreichen Wochenende versuchte ich mich konkret auf meinen Austausch zu konzentrieren, was manchmal gar nicht so einfach war, weil alle in meinem Umfeld auf mich einredeten, obwohl ich erstmal selber mit meiner Gespanntheit und Vorfreude umgehen musste.
In der Zeit von Dezember bis Ende Januar, als ich endlich in mein Abenteuer startete, verging die Zeit durch endlose Telefonate mit der Agentur, des Visabüros und anderen organisatorischen Anlaufpunkten. Auch wenn es manchmal wirklich langwierig war, hat es sich im Endeffekt gelohnt, da ich mir beim Abflug keine Sorgen mehr um Organisatorisches machen musste und glaubt mir – ihr habt wirklich andere Sorgen in dem Augenblick. Als ich mit meinem Vater am Frankfurter Flughafen ankam, konnte ich es kaum erwarten und beobachtete jedes Flugzeug, das hätte meins sein können, ungeduldig. Dann hab ich schließlich meine Flugpartnerin getroffen die sich als wahnsinnig große Stütze und super Gesprächspartnerin herausgestellt hat. Ich war einfach nur froh dass ich nicht alleine war mit meinen Gefühlen, die einfach überkochten. Als wir schließlich den tränenreichen Abschied hinter uns hatten, stiegen wir in unser Flugzeug und der erste Gedanke, den wir beide gleichzeitig aussprachen war: „Was machen wir hier eigentlich? Ich will raus!“ Aber wir machten uns gegenseitig Mut und auch wenn wir tränenüberströmt und aufgewühlt waren, landeten wir erleichtert gemeinsam am anderen Ende der Welt.
Nun begann die eigentliche Herausforderung meines Austauschs: Die Eingewöhnung an die völlig fremde Umgebung meines Gastlandes. Ich wurde vom Flughafen von einem Fahrer abgeholt und kam erstmal total überfordert von den ganzen Eindrücken und meinen nicht wirklich erfüllten Erwartungen bei meiner Gastfamilie an, mit der ich von Beginn an kein gutes Verhältnis hatte. Dennoch versuchte ich mich so gut wie es nur ging, an die neue Situation anzupassen und das Beste daraus zu machen. Nach einigen schlaflosen, vom Jetlag geprägten Nächten, in denen ich durchgehend mit meiner Mama zu Hause telefoniert hatte, kehrte langsam der Alltag ein. Obwohl ich in den verbliebenen Ferientagen alles allein unternahm, da meine Gastfamilie mich meist nicht begleiten wollte, fühlte ich mich sicher und irgendwie auch immer wohler.
Allerdings begann der Spaß erst richtig als endlich der erste High School Tag anstand. Es war einfach ein einzigartiges Erlebnis dermaßen offenherzig von allen empfangen zu werden. Ich bekam nach einigen Verständnisschwierigkeiten meinen Stundenplan und wurde von zwei netten Mädchen aus meinem Jahrgang rumgeführt. Sie zeigten mir alles und schnell fühlte ich mich als Teil einer Gemeinschaft. Die Schule war größtenteils sehr einfach für mich und ich hatte oft die Chance am Nachmittag etwas zu unternehmen. Von da an ging es eigentlich nur noch bergauf, bis zu dem Abend, an dem ich schließlich meine Gastfamilie verlassen musste, da die Spannungen zwischen uns einfach eskalierten. Ich hatte das Glück eine Nacht bei meinem local rep, übrigens dem besten Betreuer an meiner Seite den man sich hätte wünschen können, und seiner Familie verbringen zu können. Am nächsten Tag bekam ich über Umwege sofort eine neue perfekte Gastfamilie, in der ich wahnsinnig glücklich war und von da an wollte ich eigentlich nur noch eins: Nicht mehr gehen! Es war schließlich schon Halbzeit – unglaublich.
Ich will jedoch hier gar nicht zu sehr ausschweifen, da ich glaube, dass alle Erlebnisse während eines Austauschs sehr individuell sind und jeder seine eigenen Erfahrungen machen muss. Allerdings hab ich einige Tipps für euch, die ich mir auf jeden Fall zu Herzen genommen habe: Wenn ihr Probleme habt: Communication is everything! Es bringt nichts es in euch reinzufressen, weil ihr womöglich Sorge habt, es Unbekannten mitzuteilen. Aber glaubt mir: Sie werden eine Lösung für euch finden und ihr werdet glücklicher sein - schließlich wollt ihr doch nicht, dass ihr aus eurer einmaligen Austauschzeit nicht das beste macht. Außerdem solltet ihr euch nie aus der Ruhe bringen lassen: Es wird alles gut! Und ihr solltet unter allen Umständen offen sein – offen, neue Leute kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Ihr werdet es nicht bereuen!
Jetzt vielleicht noch zum Abschied; der wohl krasseste Moment des Austauschs. Meine Freundin begleitete mich zum Flughafen. Ich musste den langen Flug diesmal alleine bestreiten, genug Zeit um über alles nachzudenken, aber ich sage euch es war eine tränenreiche Rückreise. Als ich wieder auf deutschem Boden landete konnte ich es erstmal gar nicht begreifen und wollte einfach nur zurück. Alles war wieder total ungewohnt und ich war ein Teil meines alten Lebens und nichts mehr besonders. Die Tage waren nicht mehr alle einzigartig und der Alltag kehrte dann doch so langsam zurück. Nun, ein Jahr nach Beginn meines Austauschs, bin ich einfach nur froh, den Schritt gewagt zu haben und weiß, dass ich ohne diese Erfahrung ein anderer Mensch geblieben wäre.