Argentinien? Was kannte ich vorher von Argentinien? Buenos Aires, Tango, Maradona...Das sind so die typischen Sachen, die es von Argentinien in die Welt hinaus geschafft haben, doch ist das alles was Argentinien wirklich ist? Ich, als Deutscher, würde mich mit Sauerkraut, Weisswurst und Lederhosen nicht zufriedengeben. Und so weiss ich jetzt, dass auch Argentinien mehr zu bieten hat...viel mehr.
Unsere erste Woche (meine und die der Anderen etwa 30 Austauschschüler) war eine Art Vorbereitung auf unser bevostehendes Jahr. In dieser Woche lernten wir unsere Koordinatoren kennen, lernten die ersten Brocken Spanisch und machten uns mit der Stadt Rosario vertraut, in der die meisten Austauschschüler ihre Gastfamilien hatten. Eine wirklich schöne Stadt, in der wir die ersten Eindrücke von Argentinien sammelten. Doch die wirkliche Kultur und Lebensweise der Argentinier lernt man erst kennen, indem man ein Teil von ihr wird. Nach meinem ersten Tag in der Schule hatte ich keine Zweifel mehr das ich das richtige, und für mich perfekte, Land gewählt hatte. Ich hatte mir vorher ein bisschen Sorgen über den ersten Schultag gemacht, oder zumindest war ich etwas nervös. Doch das verflog schnell, nachdem ich gemerkt hatte, dass es überhaupt nicht schwer war, mit den lockeren und gesprächigen Argentiniern ins Gespräch zu kommen und neue Leute kennen zu lernen, auch ohne das Spanische gut zu beherrschen. Meine erste Woche war nach diesem Tag komplett ausgebucht. Ob Montags zum Fussballspielen, Mittwochs zum Asado, oder Samstags zum ausgehen, das wichtigste Prinzip der Argentinier ist, das Zusammensein mit Freunden, Bekannten oder auch Unbekannten, die sich schnell in die Gruppe von Freunden einfügen werden. Der Fussball ist in Argentinien eindeutig die Sportart mit dem höchsten Stellenwert und lässt eine Gruppe schnell zusammenwachsen, sei es selbst spielen oder das eigene Team unterstützen. Asado? Was ist asado? Es war erstens das leckerste Fleisch was ich je gegessen hatte, und zweitens ist die Atmosspäre genial. Man sitzt mit Freunden zusammen, der eine spielt Gitarre, der eine singt, während die “Meister” das Asado („gegrillt“) vorbereiten. Das ist das Beste Beispiel am ganzen Lebensstil der Argentinier. Sie geniessen das Leben und machen sich nicht allzu viele Sorgen über das was morgen kommt. So zum Beispiel als ich morgens von meiner Gastmutter zur Schule gebracht wurde. Die meisten Schulen fangen um 7.45 Uhr an und gehen so bis 13.00 Uhr. Um 7.40 Uhr wurde ich also meistens schon etwas ungeduldig, wann wir denn nun endlich losfahren würden, während sich meine Gastmutter noch in aller Ruhe ein Müsli mit Nutella und fünf Löffeln Zucker zubereitete. Zwei andere Sachen in denen die Argentinier garantiert Meister sind ist das Schlafen, die „siesta“ und das Party-machen. Geschlafen wird meist zwischen 14.00 Uhr und 16.00 Uhr oder länger, während der Mittagshitze, die man sonst nicht erträgt. So sass ich Mittags also im Haus rum und las, betönt vom Schnarchen im Surround-sound. Abends lag mein Gastbruder dann, eingewickelt von mehreren Schafsfelldecken, in seinem Bett, während ich mich mit eiswürfeln aus dem Gefrierschrank bei normaler Körpertemperatur hielt. Party wird gemacht, wann immer es auch nur den geringsten Grund dazu gibt. Die Olympischen Spiele fanden gerade passend zur Schulzeit statt, und so fielen tragischerweise mehrere Chemiestunden ins Wasser, die durch Fangesänge und herumpolterne Stühle, nicht unterrichtbar waren. Da die Argentinische National-elf in diesen Tagen unter anderem das Finale gegen Brasilien gewonnen hatte. So habe ich von diesen unvergesslichen Erfahrungen und Erlebnissen viel gelernt undmitgenommen. Es ist normal, das es ab und zu Zeiten gibt in denen man sich vielleicht nichtso wohl fühlt, doch diese gilt es zu überwinden, und wenn einem das gelingt, wird manwahrscheinlich die bisher beste Zeit in seinem Leben haben...so wie ich sie hatte.